Seelische Gesundheit bei Prostatakrebs

Der psychische Stress lässt sich lindern

Eine Krebsdiagnose und das mögliche Voranschreiten der Erkrankung bedeuten Stress für die Seele. Plötzlich ist das Leben nicht mehr so wie es war: Neben oft belastenden Fragen zu Krankheit und Therapie reihen sich existentielle Sorgen, Reaktionen im sozialen Umfeld sowie ein unsicherer Blick in die Zukunft ein. Ängste, Depressionen und Erschöpfungszustände können die Folge sein. 

 

Um diesen seelischen Stress zu lindern, bieten sich Krebspatienten verschiedene Ansatzpunkte: Zum einen können Sie selbst aktiv werden, um Ihren Optimismus und Lebensmut zu erhalten und zu stärken. Zum anderen können Sie auf professionelle Hilfe für den Umgang mit Ängsten und negativen Gefühlen zurückgreifen. Wir möchten Ihnen an dieser Stelle praktische Anregungen bieten, wie Sie Ihre seelische Gesundheit – und damit Ihre Lebensqualität – trotz Prostatakrebs erhalten können. 

 

Zur Ruhe kommen: Entspannungstechniken bei Prostatakrebs

Eine gute Möglichkeit zur Ruhe zu kommen, Stress entgegenzuwirken und so das persönliche Wohlbefinden zu steigern ist „aktives Entspannen“:Autogenes Training oder die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson zum Beispiel sind gut erlernbare Techniken, die Ihnen dabei helfen können, Ihre seelische Balance aufrecht zu erhalten. Für Anfänger ist es sinnvoll, sich die Methoden unter Anleitung eines qualifizierten Trainers anzueignen und sie anschließend in den Alltag zu integrieren. 

 

Während das Autogene Training die Kraft der Gedanken für mehr Ruhe und Entspannung nutzt, wird bei der Progressiven Muskelentspannung Muskelgruppe für Muskelgruppe erst angespannt und dann wieder lockergelassen.

wertvollER Psyche bei Prostatakrebs Mann liest Buch

Beispielsweise können Patienten eine Hand zur Faust ballen, diese halten und dann wieder öffnen. Danach kommen die andere Hand und weitere Muskelgruppen an die Reihe. Nach und nach wird so der ganze Körper entspannt, was dabei hilft, innerlich zur Ruhe zu kommen. Bereits während der Übungen selbst beginnt sich das vegetative Nervensystem zu entspannen. Nach wenigen Wochen regelmäßiger Übung wird die Relaxation zum Ritual, sodass man sich schon mit einzelnen Übungselementen, zum Beispiel durch das Schließen der Augen, in einen Entspannungsmodus versetzen kann. Eine Anleitung zur Tiefenmuskelentspannung in acht Schritten finden Sie auf der Seite der AOK Rheinland/Hamburg.1

 

Stressbewältigung bei Prostatakrebs – Psychoonkologen helfen

Es erfordert Disziplin und Willenskraft, neuen Mut zu schöpfen und trotz einer lebensbedrohlichen Krankheit wie Krebs positiv zu bleiben. Klar, dass dies nicht allen Patienten und vor allem nicht in jeder Situation gelingt. Etwa ein Drittel aller Krebspatienten ist durch die Erkrankung seelisch stark belastet.2 Mithilfe eines kurzen Fragebogens, dem sogenannten Distress-Thermometer, ist es für den Arzt möglich, die Ausprägung der seelischen Belastung einzuordnen.


So kann entschieden werden, ob Unterstützung durch einen Psychoonkologen notwendig ist. Die Angebote einer psychoonkologischen Therapie sind vielseitig und umfassen ein breites Spektrum an Maßnahmen. In der Psychoonkologie arbeiten Experten aus verschiedenen Fachbereichen – darunter beispielsweise Ärzte, Psychologische Psychotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeiter, Pädagogen, Physiotherapeuten oder Ergotherapeuten – zusammen.  Sie sind erfahren in der Begleitung von Krebspatienten und ihren Familien und können die Probleme mit angemessener Distanz sachlich angehen.3

 

Videotipp: Tipps zum Umgang mit Ängsten

Der Psychoonkologe Fabian Völler ist in der zweiten Folge wertvollER TV zu Gast und informiert und berät rund um das Thema Ängste, Sorgen. Insbesondere die "PSA-Angst" kann für Betroffene ein belastender Begleiter sein. Er gibt Ratschläge, wie man Ängste bewältigen kann.

wertvollER Psyche bei Prostatakrebs Mann schaut aufs Meer

Depressionen bei Prostatakrebs

Bei einigen Patienten sind Ängste sowie die andauernde negative Stimmung so intensiv, dass sich daraus eine eigenständige Erkrankung des Nervensystems – eine Depression – entwickelt.3 Bei jedem Patienten kann sich diese individuell äußern, was es schwierig macht, die Krankheit zu erkennen und zu diagnostizieren. So bleibt eine Depression bei Prostatakrebs häufig längere Zeit unbemerkt. Symptome wie Niedergeschlagenheit, Antriebsschwäche oder Zukunftsängste können genauso darauf hinweisen wie Ruhelosigkeit und eine verminderte Konzentrationsfähigkeit.4 Wenn Sie oder Ihre Angehörigen solche Anzeichen bemerken und das Gefühl haben, der Situation nicht mehr gewachsen zu sein, zögern Sie nicht, Ihren Arzt darauf anzusprechen! Die gute Nachricht ist nämlich, dass sich die Symptome einer Depression in der Regel gut behandeln lassen und eine bestmögliche Therapie die Lebensqualität der betroffenen Patienten deutlich verbessern kann.5

 

 

Rechtzeitig Hilfe in Anspruch nehmen

Laut Psychoonkologen ist die Gefahr, dass negative Gefühle wie Ängste überhandnehmen, umso geringer, je früher der Patient unterstützt wird.6 Werden Sie deshalb rechtzeitig aktiv! Der Krebsinformationsdienst bietet auf seiner Webseite eine praktische Suchfunktion nach psychosozialen Krebsberatungsstellen in Ihrer Nähe an. 


Patienten mit Krebs, die eine längerfristige psychotherapeutische Behandlung wünschen, wenden sich am besten an einen ambulanten Therapeuten. Eine Suchfunktion nach Wohnort finden Sie in der Rubrik „Psychotherapie bei Krebs“ des Krebsinformationsdienstes.

 
Hierbei ist neben der psychoonkologischen Qualifikation auch angegeben, welche der psychotherapeutischen Verfahren angeboten werden und ob die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.

 

Über weitere entsprechende Angebote können Sie sich bei Ihrer Krankenkasse, Ihrem Arzt sowie in allen Rehakliniken informieren.
 

In guten Zeiten vorsorgen

Viele Männer mit fortschreitendem Prostatakrebs haben noch etliche gute Jahre vor sich – selbst wenn sich schon Metastasen gebildet haben. Dennoch: Die meisten Männer, die an Prostatakrebs erkranken, haben bereits ohnehin ein höheres Lebensalter erreicht. Wie lange man noch lebt und wie geistig und körperlich fit man bleibt, lässt sich schwer vorhersagen und ist individuell unterschiedlich. Sollte sich der Gesundheitszustand plötzlich verschlechtern, sind Angelegenheiten wie Testament, Patienten- oder Betreuungsverfügungen sowie Vorsorgevollmacht nicht unbedingt hilfreich, um sich auf seine Gesundheit zu konzentrieren und Kräfte zu sammeln. Deshalb kann es empfehlenswert sein, wichtige Dinge (insbesondere rechtliche) rechtzeitig und bei noch relativ guter Gesundheit zu regeln. Das erleichtert es auch Ihren Angehörigen enorm, im Fall der Fälle die richtigen Entscheidungen für Sie zu treffen. Mehr Informationen zum Thema finden Sie im Blauen Ratgeber „Palliativmedizin“ der Deutschen Krebshilfe.

 

Wenn die letzte Phase anbricht – Begleitung auf dem letzten Weg

Früher oder später muss sich jeder mit dem eigenen Sterben auseinandersetzen. Erkrankt man auf einmal an Krebs, erfolgt diese Auseinandersetzung unter Umständen ganz plötzlich und anders als gedacht. Viele Menschen haben weniger Angst vor dem Tod an sich, sondern vielmehr vor der letzten Phase und dem Sterbeprozess. Fragen wie „Werde ich Angst haben? Werde ich Schmerzen haben? Werde ich allein sein?“ sind ganz normal. Um Krebskranken den letzten Weg zu erleichtern und sie einfühlsam zu begleiten, gibt es in Deutschland vielfältige Angebote. Auf einer Palliativstation werden Kranke beispielsweise bis zum Schluss einfühlsam betreut und versorgt. Ziel ist es dabei, die Würde und Selbstbestimmung der Person zu achten und Leid zu lindern. Dementsprechend arbeiten dort nicht nur Ärzte, Physiotherapeuten und Pflegekräfte, die sich vornehmlich um die körperlichen Aspekte kümmern, sondern auch Psychologen, Sozialarbeiter und Seelsorger, um den Menschen seelisch zu begleiten. Sollte jemand nicht im Krankenhaus betreut werden wollen, bieten sich Hospize als Alternative an, die ebenso qualifiziert sind und ein privateres Umfeld bieten. Darüber hinaus besteht natürlich auch die Möglichkeit, einen ambulanten Pflege- oder Hospizdienst in Anspruch zu nehmen. Wichtige Informationen zu den Themen Sterbebegleitung, Hospize und Palliativbetreuung finden Sie beispielsweise im Blauen Ratgeber „Palliativmedizin“ der Deutschen Krebshilfe und in der Patientenleitlinie Prostatakrebs II im Abschnitt „Palliativmedizin und Sterbebegleitung“. Dort finden Sie auch Adressen, die Sie bei der Auswahl einer geeigneten Möglichkeit unterstützen.

 

Sie leben schon lange mit Prostatakrebs und haben wertvolle Erfahrungen gesammelt, die Neuerkrankten im Umgang mit der Diagnose helfen könnten? Dann freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme und das Teilen Ihrer Geschichte und Ihrer wertvollen Ratschläge für andere Patienten auf unserer Facebook-Seite.

Literatur

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