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„Zeit ist kostbar, und wir sollten jede Minute genießen.“

Ein Interview mit dem ehemaligen Handballnationalspieler Klaus-Dieter Petersen 

Achtfacher deutscher Meister, Rekord-Nationalspieler für Deutschland, Europameister 2004, Olympia-Silbermedaillengewinner, eine Legende beim THW Kiel und erfolgreicher Nachwuchscoach beim Deutschen Handball Bund: Klaus-Dieter Petersen ist einer der prägenden Akteure des deutschen Handballs und zeigt sich jetzt als Vorbild für Männer. Denn er ging mit seiner Prostatakrebs-Erkrankung an die Öffentlichkeit.

 

Der 54-jährige erhielt die Diagnose im September 2022 bei einer Vorsorgeuntersuchung. Wie der Sport ihm geholfen hat, mit seiner Erkrankung umzugehen, berichtet er unserer Redakteurin Eva Matheja vom wertvollER Magazin.

 

Herr Petersen, was hat Ihnen geholfen, den anfänglichen Schock der Diagnose zu verarbeiten?

Interview Herr Petersen

Ich glaube dadurch, dass ich mal Leistungssportler war, habe ich gelernt, mit Situationen umzugehen, in denen Stress aufkommt. Ich habe gelernt, nach vorne zu schauen und eine Lösung zu suchen, um Herausforderungen zu meistern. Das hat mir für meine Krebsdiagnose sehr geholfen. Ich habe mich aktiv damit auseinandergesetzt und habe viel mit Familie, Freunden und meinem Arzt darüber gesprochen. So bin ich auf Lösungswege für mich gestoßen.

 

Wie genau sahen diese Lösungswege zur Bewältigung der Erkrankung aus?

Ich bin offen mit der Diagnose umgegangen und habe gesagt: Okay, die Situation ist so und jetzt versuchen wir, das Beste daraus zu machen. Ich habe mich damit beschäftigt, welche Behandlungsmethoden es gibt und wo ich mich am besten therapieren lasse. Ich habe mich auch einfach nicht verrückt gemacht und nicht darauf eingelassen, zu denken ‚Was wäre, wenn…?‘. Mein Optimismus hat mir in der Verarbeitung sehr geholfen.

 

Haben Sie sich noch eine Zweitmeinung zur Therapieentscheidung eingeholt? 

Das war nicht nötig. Meine Untersuchungsergebnisse waren eindeutig. Aus diesem Grund hat mir die Meinung meines Arztes gereicht, dass eine Operation die beste Option für mich sei. Anschließend habe ich mir eine Klinik gesucht und mich dort nochmal ausgiebig beraten lassen, welche Operationsverfahren für mich konkret infrage kommen. Auf Basis dieser Informationen konnte ich das Für und Wider abwägen und mich entscheiden.

Ernährung bei Prostatakrebs

Haben Sie nach der Diagnose in Ihrem Alltag bewusst etwas verändert? Haben Sie z.B. Ihre Ernährung umgestellt?

Ich habe mir überlegt, was meinem Körper vor so einer Operation, die unmittelbar im Bauchraum stattfindet, helfen könnte und wie ich ihn vorab unterstützen kann, damit er die OP gut verkraftet. Deshalb habe ich vor dem Eingriff eine Kur zur Stärkung meines Immunsystems gemacht. Das hat den Vorteil, dass der Körper die Operation viel besser verarbeiten kann und das Immunsystem sich danach wieder gut regeneriert

 

Welche Vorbereitungen auf die Prostata-OP haben Sie noch getroffen?

Ich habe mich auf die Prostatektomie vorbereitet, indem ich mich über die Methode gut informiert und mich damit beschäftigt habe, welchen Einfluss das auf meinen Körper nimmt und wie ich danach schnell wieder auf die Beine komme. Ganz konkret habe ich mich mit Physiotherapie, insbesondere mit Beckenbodengymnastik beschäftigt. Dadurch, dass die Prostata entfernt wird, steht nach der Operation Beckenbodentraining an, um möglichst wenige Nachwirkungen zu haben. Ich habe mir gedacht, dass ich das nach der OP nicht so einfach umsetzen kann – wie soll ich meinen Beckenboden spüren und stärken können, wenn ich das vorher nie aktiv gemacht habe?

Deswegen habe ich das einfach vorher schon geübt! Ich bin zur Physiotherapie gegangen und bin in zwei, drei Terminen die grundlegenden Dinge durchgegangen: Was erwartet mich und meinen Körper nach der OP? Wie kann man sitzen und aufstehen? Wie kann man den Beckenboden spüren? Was ist das überhaupt? Das habe ich im Vorfeld gemacht.

 

Und wie ging es nach der OP weiter?

Ich habe mir dann für die Rehabilitation vorgenommen, nur kurz nach dem Eingriff zu Hause zu sein und dann für drei Wochen in eine Rehaklinik zu fahren, um mit dem Fachpersonal die Nachsorge anzugehen. In der Reha geht es außerdem nicht nur darum, dass der Körper verarbeitet und regeneriert, sondern natürlich auch der Geist. Dort kann man offen über sämtliche Gefühle reden, die die Diagnose und Therapie ausgelöst haben. Wenn man sich so einer OP unterzieht, weiß man ja nicht, wie es danach wird. Geht alles gut, wie geht es mir danach? 
Ich habe praktisch vor dem Eingriff etwas für meine Genesung getan und mir auch danach einen Zeitraum gesetzt, um mich um mich selbst zu kümmern. Das hat auch ganz gut funktioniert.

 

Sie gelten nach Ihrer Behandlung praktisch als geheilt, müssen aber regelmäßig zur Kontrolluntersuchung. Wie leben Sie Ihr Leben heute? Können Sie die Krebserkrankung im Alltag ausblenden?

Ich habe das Glück, dass ich die Erkrankung gut ausblenden kann. Ich versuche heute, meinen Alltag und jeden Moment mit meiner Familie zu genießen und mein Leben bewusster zu leben. Ich versuche mich zum Beispiel öfter mit meinen Eltern zu treffen, da man auch nicht weiß, wie lange man das noch kann. Das Kostbarste, was wir haben, ist die Zeit, die man mit seinen Lieben verbringen kann; genauso wie die Zeit im Beruf, der mir viel Spaß macht. Ich versuche, nicht dran zu denken, Was wäre, wenn?, sondern denke positiv.

Als Sportler und Trainer: Welche Rolle spielt Sport für den Umgang mit der Erkrankung? 

Sport spielt eine wichtige Rolle, denn regelmäßige Bewegung trägt zu einem gesunden Lebensstil bei. Denn die Beweglichkeit des Körpers bleibt erhalten und wir können Begleiterscheinungen besser in Schach halten. Dass ich als Mensch möglichst lange agil bleibe, das ist doch das Schönste.

 

Gibt es Strategien aus dem Sport, die sich auf den Umgang mit Prostatakrebs anwenden lassen? 

Sport mit Prostatakrebs

Ja, einfach gelassen reagieren und genau analysieren, um dann nach Lösungen zu suchen. Das ist das, was man im Leistungssport macht. Mit Schnellschüssen und kurzfristigen Dingen kommt man nicht zum Erfolg, sondern über Kontinuität.

 

Was möchten Sie unseren Lesern – mit oder ohne Krebsdiagnose – noch mitgeben?

Zeit ist kostbar und wir sollten jede Minute genießen. Wenn man dann noch die Möglichkeit hat, Vorsorgeuntersuchungen zu machen, dann kann ich jedem nur empfehlen, sie auch regelmäßig wahrzunehmen. Umso früher eine Diagnose erkannt wird, umso größer sind die Chancen geheilt zu werden und da gut wieder rauszugehen.


 

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